Es ist die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, von altem Wissen und modernen Methoden, die Prof. Dr. Tobias Rudolph am Nachbergbau reizt. Der Geologe erstellt 3D-Modelle von teils unbekannten Untergründen oder entwickelt neue Methoden, um Bergbaufolgen systematisch zu überwachen. Dazu nutzt der Experte ebenso Satellitendaten wie historische Karten oder Bodenproben. Jetzt setzt er sein Wissen am Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) ein. Für fünf Jahre übernimmt Tobias Rudolph eine Stiftungsprofessur im Bereich „Geomonitoring im Alt- und Nachbergbau“ an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA). Es ist bereits die zweite Stiftungsprofessur, die durch die RAG-Stiftung am Forschungszentrum finanziert wird. Die Stiftung fördert damit seit 2012 die Lehre und Forschung auf dem Gebiet des Nachbergbaus an der THGA mit einem besonderen Fokus auf die Ewigkeitsaufgaben in den ehemaligen Steinkohlenrevieren an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren.
Foto: Schicht für Schicht: Am Forschungszentrum Nachbergbau entwickelt Prof. Dr. Tobias Rudolph innovative Verfahren, um den Untergrund zu überwachen.
Hier will auch Tobias Rudolph einen Fokus seiner Forschung setzen. Bochum ist dafür – geografisch wie fachlich – der optimale Ausgangpunkt, sagt der Geologe: „Hier kann ich quasi direkt vor der Haustür forschen und den Herausforderungen, die der Bergbau hinterlässt, auf den Grund gehen.“ Dazu koppelt der 43-Jährige integrierte Methoden der Geowissenschaften mit Werkzeugen aus der Fernerkundung, nutzt neueste Software und moderne Workflows: „Mit heutigen Systemen lassen sich alte Ansätze oft noch einmal neu bewerten. Mein Ziel ist es, Bewährtes und Neues sinnvoll miteinander zu verbinden und so die Erfahrungen aus den Regionen zusammenzubringen, etwa beim Thema Grubenwassermanagement.“
Dennoch sei vieles offen, in einem Feld, das genügend Stoff für ingenieurwissenschaftliche Forschung liefert. „Der Nachbergbau ist für mich ein großes Puzzle: Es gibt viele Teile und keine vorgefertigten Ansätze, wie sie sich zusammenfügen. Das ist ja gerade das Spannende.“ Der Geologe und 3D-Experte sieht sich dabei selbst als Grenzgänger zwischen den Disziplinen – und scheint damit bestens an der THGA aufgehoben zu sein: „Das Besondere am Forschungszentrum ist, dass es genauso vielseitig aufgestellt ist, wie die Aufgaben, die Nachbergbau für uns bereithält. Ich sehe schon jetzt viele Möglichkeiten, in dem interdisziplinären Team zusammenzuarbeiten und so Ideen aus verschiedenen Fachrichtungen zu verknüpfen“, sagt Tobias Rudolph mit Blick auf seine künftige Arbeit.
Das Know-how dazu bringt er mit: Von 1997 bis 2002 studierte Tobias Rudolph Geologie und Paläontologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Schon in seiner Diplomarbeit untersuchte er „Erdbebenrisiken in Deutschland mit besonderem Bezug zur Bergbautätigkeit“. Anschließend blieb er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geologie und Paläontologie in Münster und schrieb seine Doktorarbeit zum Thema „Deckgebirgsdaten im südwestlichen Münsterland und Ruhrgebiet“. Und auch in der Industrie hat der gebürtige Münsteraner bereits internationale Erfahrungen gesammelt: Mehrere Jahre war er als geologischer Experte u.a. bei „Shell International Exploration and Production“ in den Niederlanden und für „Uniper Energy Storage (ehemals Eon Gas Storage)“ tätig.
Seine internationalen Erfahrungen will der Experte auch in der Lehre einbringen. Hier setzt er vor allem auf Praxiserfahrung vor Ort: „Ich versuche, den Studierenden viele Einblicke in den aktiven Bergbau zu geben, von Öl über Gas bis hin zu mineralischen Rohstoffen“, sagt Tobias Rudolph. „Denn gerade bei Fragen des Nachbergbaus ist es besonders wichtig, zu wissen, wie etwas entstanden ist – unter oder über Tage. Nur so können sich angehende Ingenieurinnen und Ingenieure ein strukturiertes Bild von der Lage verschaffen und auch tiefergehende Aspekte verstehen.“ Und mit Forschung, die in die Tiefe geht, kennt der Geologe sich bestens aus.