Seit mehr als zwei Jahrhunderten werden an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) Fachkräfte für den Rohstoffsektor ausgebildet. Schon lange ist die einstige Bergschule eine innovative, ingenieurwissenschaftliche Hochschule, die ihre industriellen Wurzeln stetig weiterentwickelt. Mit dem Forschungszentrum Nachbergbau beherbergt die THGA seit 2015 eine weltweit einzigartige wissenschaftliche Einrichtung, die Folgen des Bergbaus interdisziplinär erforscht. Auch der Master-Studiengang „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ befasst sich mit Fragen rund um Sanierung, Management und Rekultivierung. Diese Kompetenzen in Ausbildung und Forschung machen die Bochumer Hochschule auch international zu einem interessanten Netzwerkpartner. Darum wurde die THGA nun in das German Mining Network aufgenommen. Hier arbeitet die Hochschule künftig mit vielen Global Playern aus dem Bergbausektor zusammen.
Das German Mining Network besteht aus den acht vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützten Kompetenzzentren für Bergbau und Rohstoffe an den Auslandshandelskammern (AHKs) in Australien, Brasilien, Chile, Ghana, Kanada, , Peru, Südlichem Afrika und China, sowie dem Deutsch-Mongolischen Unternehmensverband, der Delegation der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), Germany Trade and Invest (GTAI) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Zusammen mit der RWTH Aachen hat die AHK Chile zu Beginn des Jahres die Organisation und Koordination des German Mining Network übernommen.
Praxisnahe Ausbildung „on the rocks“: Beim neuen Netzwerkpartner THGA profitieren vor allem die Studierenden von den guten Kontakten in Industrie und Wissenschaft. (© THGA)
Das Netzwerk leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung einer nachhaltigen Versorgung deutscher Unternehmen mit Rohstoffen, aber auch bei der Unterstützung des deutschen Exportgeschäfts. Es richtet sich vor allem an deutsche Unternehmen und Institutionen, die im Rohstoffbereich aktiv sind. Hierzu zählen sowohl Bergbauzulieferer, Bergbaubetreiber und Rohstoffhändler als auch Rohstoffverarbeiter, Einkäufer, Berater sowie Forschungseinrichtungen und Vertreter aus Politik und Verbänden. Dabei haben alle Akteure etwas gemeinsam – Nachhaltigkeit und Nachbergbau sind die zentralen Herausforderungen der Zukunft: „Die Verantwortung für Mensch und Umwelt im Bergbausektor rückt international immer stärker in den Vordergrund und Stakeholder sowie Anleger interessieren sich vermehrt für Fragen des Klimaschutzes und nachhaltige Lieferketten“, erklärt Iris Wunderlich, Leiterin des Kompetenzzentrums an der AHK Chile.
„Damit treten auch der Nachbergbau und der verantwortungsvolle Umgang mit den Hinterlassenschaften des Bergbaus, wie eine umweltgerechte Rekultivierung und Folgenutzung von Bergbaustandorten, international in den Fokus. Der Nachbergbau sollte daher bereits von Beginn an in der Projektplanung miteinbezogen werden, um den komplexen Herausforderungen, die mit diesem einhergehen, gerecht zu werden und Perspektiven zu identifizieren“, so Iris Wunderlich.
Erkenntnisse und Technologien aus dem Forschungsfeld Nachbergbau lassen sich global vermarkten. (© THGA)
Genau hier will die THGA aus Bochum ihr Know-how einbringen, sagt Vizepräsident Prof. Dr. Ulrich Paschedag, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau: „Unsere Erkenntnisse sind weltweit gefragt und können helfen, auch künftige Bergbauprozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Gleichzeitig lassen sich Ideen und Technologien für innovative Folgenutzungen oder zur langfristigen Überwachung von Bergbaufolgen global vermarkten. Wir freuen uns daher sehr auf den direkten Austausch im German Mining Network“, erklärt Prof. Paschedag. „Unsere Zusammenarbeit mit Verbänden, Forschungseinrichtungen, Behörden und Unternehmen im Netzwerk kann einen wichtigen Beitrag leisten, um Innovationen im Bereich Rohstoffingenieurwesen und Nachbergbau voranzutreiben und unser Wissen im Rahmen von Tagungen, Publikationen und auch Lehrveranstaltungen für Studierende zu teilen.“
Das zukunftsrelevante Thema Nachbergbau beschäftigt eine Vielzahl an Partnern des German Mining Networks. „Der Kohleausstieg und die damit einhergehende Stilllegung von Bergbaustandorten stellt Deutschland vor vielfältige Herausforderungen, die das Land mithilfe intensiver Forschung sowie innovativen Lösungen und Technologien angeht und dabei international eine Vorreiterrolle in Bezug auf Strukturwandel, Nachhaltigkeit und Risikomanagement einnimmt“, sagt Iris Wunderlich von der AHK Chile.
Die THGA engagiert sich deshalb auch im neuen bundesweiten KompetenzNetzwerk Nachbergbau, das sich neben der Vernetzung von Unternehmen, Behörden, Verbänden und Forschungseinrichtungen, die Herstellung von Synergien im Nachbergbau als Ziele gesetzt hat.