Mit unserer Forschung schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Hinterlassenschaften des Bergbaus richtig gesichert und saniert werden. Dazu gehört vor allem das langfristige, nachhaltige Management der ehemaligen Lagerstätte, des Wasserhaushaltes und der Flächen. Diese Aufgaben werden uns mitunter auf unbestimmte Zeit beschäftigen – vielleicht sogar dauerhaft!

Nachbergbau – was steckt dahinter?

Was sind die so genannten Ewigkeitsaufgaben?

Das sind Aufgaben, die uns nach dem Steinkohlenbergbau an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren technisch beschäftigen – und das mitunter auf unbestimmte Zeit. Dazu gehören die Grubenwasserhaltung, das ständige Pumpen des Oberflächenwassers (Polderung) und die Grundwassersanierung an speziellen Standorten. Alle dieser sogenannten Ewigkeitsaufgaben drehen sich um das Thema Wasser.

 

Was versteht man unter Grubenwasserhaltung?

Nach Beendigung des aktiven Steinkohlenbergbaus ist es aus technischer Sicht nicht länger erforderlich, die Schächte und Strecken frei von Wasser zu halten. Daher lässt man das Wasser unter Tage kontrolliert ansteigen. Das passiert ganz langsam über natürliche Zuflüsse wie z. B. Grund- oder Sickerwasser. Damit das Grubenwasser nicht irgendwann mit höherliegenden, trinkwasserführenden Schichten in Kontakt kommt, soll es ab einem bestimmten Niveau wieder gepumpt werden. 150 Meter Sicherheitsabstand sieht das derzeitige Konzept zur Grubenwasserhaltung an der Ruhr aktuell vor. Das FZN begleitet diese Prozesse und erforscht die wissenschaftlichen Grundlagen für ein langfristiges, nachhaltiges Wassermanagement.

 

Warum muss man auch die Gewässer an der Oberfläche pumpen?

Durch den intensiven Bergbau haben sich das Gelände und die Oberfläche teilweise so stark abgesenkt, dass große Senken entstanden sind – die sogenannten Polderflächen. In diesen Gebieten können einige Gewässer nicht mehr frei abfließen. Die ‚tiefergelegten‘ Bereiche müssen daher dauerhaft künstlich entwässert werden, damit sich das Wasser von Flüssen und Seen nicht staut und es zu Vernässungen kommt. Allein im Ruhrgebiet werden jährlich rund 800 Millionen Kubikmeter Wasser an mehr als 600 Stationen gepumpt.

Warum muss an speziellen Standorten das Grundwasser überwacht werden?

Auf ehemaligen Industrieflächen, insbesondere auf Kokerei-Standorten, können Schadstoffe in den Boden gelangt sein. Sie gefährden die Umwelt und das Grundwasser und müssen daher besonders behandelt, überwacht und z. T. auf unbestimmte Zeit gereinigt werden.

 

Weitere FAQs

Was genau ist Grubenwasser?

Grubenwasser ist alles Wasser, das mit Tief- und Tagebauen in Kontakt steht oder stand. Dabei handelt es sich überwiegend um natürliches Wasser in Form von Sicker- und Grundwasser. Je nach Herkunft oder Verwendung kann es der natürlichen Wasserqualität vor Ort entsprechen oder Fremdstoffe beinhalten. Daher ist es besonders wichtig, die Wasserqualität zu überwachen. Grubenwasser beinhaltet aber auch Chancen: mit seinem geothermischen Potential können über Tage Gebäude beheizt werden.

Was ist Grundwasser?

Grundwasser ist unterirdisches Wasser, das die Hohlräume der äußersten Erdschicht (Lithosphäre) zusammenhängend ausfüllt. Seine Bewegungen werden ausschließlich durch die Schwerkraft bestimmt. Gebildet wird Grundwasser durch Regenwasser, das in den Boden einsickert und durch viele Gesteinsschichten tief in die Erde gelangt. Aus dem Grundwasser wird der größte Teil unseres Trinkwassers gewonnen. Daher ist es besonders wichtig, es vor Verunreinigungen zu schützen.  

Warum lässt man das Grubenwasser überhaupt ansteigen?

So lange Bergbau betrieben wurde, war es notwendig, die Schächte und Strecken unter Tage frei von Wasser zu halten, um einen Abbau überhaupt zu ermöglichen. Nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus besteht diese Notwendigkeit, das Grubenwasser dauerhaft abzupumpen, nicht mehr. Daher ist es sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll, das Grubenwasser kontrolliert ansteigen zu lassen. Dies passiert durch den natürlichen Zufluss von Grund- und Sickerwasser.

Wann ist der Grubenwasseranstieg abgeschlossen?

Aus fachlicher Sicht ist der Grubenwasseranstieg in einem untertägigen Bergwerk abgeschlossen, wenn sich der Wasserstand nicht weiter verändert. Das kann z. B. sein, wenn der Ab- und Zufluss des Wassers in einem hydraulischen Gleichgewicht stehen. Die Dauer und die genauen Abläufe eines Grubenwasseranstiegs werden dabei durch viele, komplexe Faktoren beeinflusst, darunter etwa die Beschaffenheit des Gebirges, Zuflussraten und -wege.

Säuft das Ruhrgebiet wirklich ab, wenn die Pumpen abgestellt werden?

Das kommt ganz darauf an, welche Pumpen gemeint sind:

Werden die Pumpen unter Tage abschaltet, passiert erstmal nicht viel: Die vorhandenen Hohlräume des Bergbaus sind so groß, dass sie viel Wasser aufnehmen könnten. Durch den natürlichen Zufluss würde es nur sehr langsam ansteigen. So würde es im Ruhrgebiet mitunter Jahrzehnte dauern, bis das Grubenwasser an der Tagesoberfläche ankäme. Allerdings ist dies ohnehin nicht vorgesehen: Riesige Tauchpumpen halten das Grubenwasser unter Tage nämlich künftig auf einem bestimmten Niveau.

Werden hingegen die Pumpen in den Bergsenkungsgebieten – den so genannten Polderflächen – abgeschaltet, bilden sich vergleichsweise schnell Vernässungen und Seen, auch bereits in einigen Stunden oder wenigen Tagen. Und das in durchaus größeren Bereichen des Ruhrreviers.

Warum nicht „Deckel drauf und gut“?

Das verbietet die besondere Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt in den Revieren und darüber hinaus. In Deutschland und Europa gibt es bei der Stilllegung von Bergwerksarealen hohe Auflagen. International gibt es jedoch noch Nachholbedarf. Auch hier setzt das Forschungszentrum Nachbergbau an und gibt sein Know how weiter, um den Rohstoffabbau weltweit nachhaltiger zu machen und das Thema Nachsorge stärker auf die Agenda zu rufen.

Kommt man jemals wieder an die Kohle ran?

Technisch ist das möglich. Der Aufwand wäre jedoch erheblich und damit unwirtschaftlich – jedenfalls in der näheren Zukunft.

Tagesbruch, Hebung & Co.: Gehören Bergschäden auch zu den Ewigkeitsaufgaben?

Bergschäden gehören per Definition nicht zu den sogenannten Ewigkeitsaufgaben. Und zwar weil in letzter Konsequenz jeder Bergschaden endlich ist. Das heißt mögliche Senkungen und Hebungen des Geländes, die durch den Bergbau bedingt sind, werden irgendwann abgeschlossen sein.

Warum ist der Nachbergbau eine Zukunftsaufgabe?

Nach dem Bergbau bricht eine neue, langfristige Ära an: die Nachbergbauzeit. Die Folgen des Bergbaus werden noch viele weitere Generationen beschäftigen. Jede Menge Fachwissen ist daher notwendig, um die Entwicklung von ehemaligen Bergbauregionen nachhaltig zu gestalten. Dabei gilt es die Herausforderungen als Chancen zu begreifen und z. B. auf alten Flächen neue Potentiale zu entdecken. Unsere Forschung ist daher weltweit gefragt: Technische Innovationen lassen sich global vermarkten, etwa im Bereich Monitoring oder Materialwissenschaften. Darüber hinaus brauchen wir vor allem für die langfristigen technischen Aufgaben, die der Bergbau hinterlässt, auch in Zukunft gut ausgebildete Fachleute. Diese bilden wir in unserem Masterstudiengang „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ an der THGA in Bochum aus.

Was passiert international?

Auch international gewinnt der Nachbergbau zunehmend an Bedeutung. Andere Länder schauen sehr interessiert auf die Tätigkeiten in Deutschland und unseren besonderen Umgang mit den Hinterlassenschaften des Bergbaus – von der technischen Sicherung bis hin zur Nachnutzung als Erholungsgebiet. Deutschland hat hier die besondere Chance eine Vorreiterrolle in Sachen Nachbergbau einzunehmen.

Nachbergbau studieren?

In unserem einzigartigen Master-Studiengang „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“ an der THGA machen wir Ingenieurinnen und Ingenieure fit für die Ewigkeit.

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