Wie gelingt ein verantwortungsvoller Umgang mit den Folgen des Bergbaus? Und welche Perspektiven bietet die Nachbergbau-Ära für Mensch und Umwelt? Um diese Fragen ging es am 11. März 2021 auf der Fachtagung NACHBergbauzeit in NRW, veranstaltet von der THGA und der Bezirksregierung Arnsberg.
Bereits zum sechsten Mal kamen Expertinnen und Experten der Branche in dieser Veranstaltungsreihe zum intensiven Themenaustausch zusammen. Begrüßt wurden sie von Regierungspräsident Hans-Josef Vogel sowie Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann. Dabei fand der Dialog dieses Jahr erstmals als reine Online-Konferenz statt, die rund 280 Interessierte anzog. Im Mittelpunkt stand das Thema Grubenwasser – „analog gedacht, digital diskutiert“.
„Der geplante Anstieg des Grubenwassers ist technisch beherrschbar“, erklärte Prof. Dr. Christian Melchers vom Forschungszentrum Nachbergbau in seinem Vortrag. Zu der Erkenntnis kommen er und sein Team nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit. Systematisch haben sie die Erfahrungen und Daten von Grubenwasseranstiegen in Deutschland und Europa ausgewertet, die bereits ganz oder zum Teil erfolgt sind. „Wenn man die Wasserqualitäten und -mengen betrachtet, ist ein Anstieg des Grubenwassers im Grubengebäude und in der Lagerstätte langfristig sogar von deutlichem Vorteil“, erklärte der Geologe. Ein höherer Grubenwasserstand führe zu einer Reduzierung der Einleitvolumina, d.h. es werde weniger Wasser aus großen Tiefen in die umliegenden Flüsse eingeleitet. Dadurch reduziere sich vor allem die natürliche „Salzfracht“, so Melchers. Die Ergebnisse und Empfehlungen der Bochumer Forscher helfen dabei, das Grubenwassermanagement in den Revieren an der Ruhr, der Saar und in Ibbenbüren nachhaltig zu gestalten. Sie finden sich auch in einem 130 Seiten starken Abschlussbericht wieder, den Sie hier herunterladen können.
Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für ehemalige Bergbauregionen ist das Monitoring aller nachbergbaulicher Prozesse mit modernen Methoden. „Damit etwa Gebäude, Straßen oder das U-Bahn-Netz im Ruhrgebiet möglichst nicht durch Bodenbewegungen beeinträchtigt werden, bauen wir momentan ein Netz aus Multi-Sensoren zur Überwachung auf“, berichtete Dr. Karsten Zimmermann Head of Geotechnical Monitoring & Data Management der DMT. Daraus entstehe ein wichtiges Frühwarnsystem in den Ruhrmetropolen, inklusive regelmäßigem Erfahrungsaustausch zwischen den betroffenen Kommunen. Wie wichtig ein integrales Monitoring ist, weiß auch Philipp Hensel von der Bezirksregierung Arnsberg: „Freigesetzte Grubengase oder die Qualität von Grubenwasser und seine Umweltverträglichkeit – all diese Parameter werden ständig von uns überwacht und transparent gemacht“, erklärte der Assessor des Markscheidefachs. So können mögliche Risiken für Mensch und Umwelt nicht nur frühzeitig erkannt, sondern bestenfalls ganz vermieden werden. Die Grundlagen für ein solches Überwachungssystem leiten die Expertinnen und Experten aus den verschiedenen wasserrechtlichen und bergrechtlichen Genehmigungen ab.
Welche Entlastungen ein kontrollierter Anstieg des Grubenwassers für das Ökosystem bedeutet, legte Werner Grigo von der RAG AG in seinem Vortrag dar. Er stellte das geplante Wasserhaltungsmanagement im Ruhrgebiet im Detail vor. Dieses sieht u.a. vor, die bisher 20 Wasserhaltungsstandorte künftig auf sechs zu reduzieren, an denen mithilfe riesiger Tauchpumpen das Grubenwasser auf einem „unkritischen Niveau“ gehalten werde, so Grigo. „Unkritisches Niveau“ bedeute insbesondere ein sicherer Abstand zu den zur Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasservorkommen.
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Die nächste NACHBergbauzeit in NRW soll bereits im März 2022 stattfinden. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden!