Vom 10. bis 14. März 2025 fand der „Post-Mining Landscape Restoration Workshop“ in der Provinz Gauteng in Südafrika statt. Organisiert von der UNCCD, der G20 Global Land Initiative, LaRSSA und UNU-Flores wurde den Teilnehmer:innen ein umfassender Überblick über die Wiederherstellung von Land nach dem Bergbau – einschließlich praktischer Techniken und mit Beispielen aus der Praxis – geboten.
Neben theoretischen Unterrichtseinheiten umfasst das Programm Feldbesuche, um Techniken wie Bodenrehabilitation und Ökosystemplanung zu erlernen. Workshop-Highlights waren dabei Exkursionen zu Bergbauunternehmen, die innovative Ansätze zur Rekultivierung ehemaliger Bergbauflächen im großen Maßstab anwenden. Bei der Veranstaltung innerhalb der diesjährigen südafrikanischen G20-Präsidentschaft kamen Teilnehmer:innen aus 18 Ländern (hiervon 15 afrikanische Nationen) – vorwiegend Fachkräfte aus Bergbauaufsicht und Industrie – zusammen. Der Workshop fand in einem Konferenzzentrum inmitten eines naturbelassenen Game Reserves in der Hauptstadtregion Pretoria statt.
Dennis Pulimittathu (FZN / G20 Global Land Initiative) war in Zusammenarbeit mit der United Nations University – FLORES aktiv an der Planung des Workshops beteiligt, an dem auch Prof. Dr. Tobias Rudolph vom FZN vor Ort Wissen zur nachbergbaulichen Überwachung vermittelte.
Steigender Rohstoffbedarf erfordert aktive ökologische Verantwortung
Die hohe und globale Dringlichkeit der Workshopthematik steht außer Frage und resultiert aus dem hohen wie wachsenden Rohstoffbedarf der Menschheit. So könnte der globale Bedarf an kritischen Rohstoffen nach Prognosen bis 2050 voraussichtlich um 300 bis 1000 Prozent steigen. Gleichzeitig sind rund 23 Prozent der Böden im Globalen Süden bereits degradiert, was die Wichtigkeit von Renaturierungsmaßnahmen im internationalen Kontext unterstreicht, erklärt Dennis Pulimittathu.
Vor diesem Hintergrund war der Workshop ein wichtiger Anstoß für eine verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung und Bodensanierung. Er ermöglichte den Teilnehmer:innen in die Thematik der Renaturierung von Bergbaufolgelandschaften eintauchen zu können, und umfasste ökologische, wirtschaftliche und landnutzungsbedingte Aspekte.
Eindrücke aus Südafrika: Prof. Dr. Tobias Rudolph im Gespräch
Wie erlebten Sie den Workshop in Südafrika? Welche Highlights gab es und worauf lag der thematische Fokus?
Prof. Dr. Tobias Rudolph: Die Erfahrungen waren sehr gut! Es war ein total spannender Workshop mit wirklich interessanten Teilnehmenden. Der Fokus lag in den Fragen der Wiederherstellung eines naturnahen Zustandes in ehemaligen Bergbauregionen. In der englischen Sprache spricht man hier von „rehabilitation“, wozu es aber keine direkte Übersetzung ins Deutsche gibt. Die Highlights waren neben dem sehr guten Austausch im Workshop die beiden Befahrungen von Firmen in Südafrika: Einmal die Befahrung von DRD Gold, die alte Goldabsetzhalden aufwältigen und somit die alten, schlechten Halden beseitigen. Und als zweites die Befahrung des Mpumalanga Steinkohlenrevieres. Hier saniert die Firma Tungela alte Tagebaue und übergibt das Land hinterher als Grasland oder Ackerland an die lokalen Communities.
Worüber referierten Sie konkret?
Prof. Dr. Tobias Rudolph: Über die Überwachung im bergbaulichen Lebenszyklus und die Anwendung von offenen Geodaten – unter anderem Fernerkundungsdaten zur bergbaulichen und nachbergbaulichen Überwachung. Hierbei konnte ich zeigen, dass auch aus 11.000km Entfernung eine Überwachung möglich ist.
Welche Lerneffekte nehmen Sie aus dem Aufenthalt in Südafrika mit?
Prof. Dr. Tobias Rudolph: Der erste Lerneffekt war die Größe des bergbaulichen Fußabdrucks in Afrika – und damit verknüpft die wirtschaftlichen sowie sozioökonomischen Implikationen, falls einzelne bergbauliche Zweige schließen. Ich nehme auch die Erkenntnis mit, dass die vollständige Betrachtung des bergbaulichen Lebenszyklus, so wie wir das in Deutschland machen, nicht sehr weit verbreitet ist und dass wir mit unseren nachbergbaulichen Maßnahmen wirklich gute Ideen haben.
Viele Nationen – insbesondere aus dem südlichen Afrika – nahmen an dem Workshop teil. Wie wurde das FZN von den Teilnehmer:innen wahrgenommen?
Prof. Dr. Tobias Rudolph: Sehr gut! Es wurde sehr wertgeschätzt wie integriert wir an die Fragestellungen herangehen und welche Maßnahmen wir umsetzen. Es wurde vor allem wahrgenommen, dass wir technische und sozioökonomische Aspekte zusammenbringen.
Konnten Lösungen für drängende Zukunftsfragen der Menschheit bzw. zur Erreichung der UN-Ziele vor Ort erlebt werden?
Prof. Dr. Tobias Rudolph: Auf jeden Fall! Dies wurde vor allem bei den Feldbefahrungen sehr gut sichtbar und auch durch die Firmenvertreter eindrucksvoll gezeigt.
Fotos auf dieser Webseite: FZN / LaRSSA / UNU Flores
Afrika spielt eine zentrale Rolle bei Bodenschutzmaßnahmen
Welche ökologische aber auch wirtschaftliche Relevanz der Bergbau bzw. die Rohstoffindustrie weltweit haben, ordnet Dennis Pulimittathu ein: „Die Rohstoffindustrie trägt weltweit rund 3,2 Billionen USD zum BIP bei, verursacht jedoch enorme Umweltzerstörung. Der Workshop unterstrich die Notwendigkeit einer gerechten Ressourcennutzung und wissenschaftlich fundierten Renaturierung.“ Dabei war der Veranstaltungsort bzw. -kontinent gut gewählt.
Denn als rohstoffreicher Kontinent ist Afrikas Engagement für eine ganzheitliche Bodensanierung entscheidend – nicht nur zum Schutz der Umwelt, sondern auch zur Sicherung widerstandsfähiger Lebensgrundlagen, betont der Workshop-Leiter Dennis Pulimittathu. Afrika komme demnach eine zentrale Rolle bei Bodenschutzmaßnahmen zu. Für diese Aufgabe konnte und kann das Forschungszentrum Nachbergbau der THGA jahrzehntelange technische, praktische und lösungsorientierte Expertise einbringen.
Der Workshop bot somit wertvolles internationales Knowhow, viele Einblicke in die aktuellen Herausforderungen der Landschaftsrestaurierung nach dem Bergbau und ließ die Teilnehmenden Erfahrungen und Innovationen der besuchten Unternehmen vor Ort kennenlernen.
© Land Rehabilitation Society of Southern Africa
Das Programm kombinierte drei Tage theoretische Schulungen und interaktive Sessions mit zwei Tagen, an den Exkursionen zu bodensanierten Kohlebergwerken und Goldrückgewinnungsstätten stattfanden.
Basierend auf dem Nexus-Ansatz wurden praxisnahe Strategien entwickelt für:
- Adaptive Landnutzungsplanung
- Progressive Renaturierung (bereits während der aktiven Förderung)
- Moderne geospatiale Monitoringtechnologien
- Effektives Wassermanagement
- Ohne aktive Veränderung würden bis 2030 weitere 50 Millionen Hektar Land durch Bergbau zerstört.
- Der Workshop zeigte: Eine regenerative Alternative – bei der jede geförderte Tonne Rohstoff mit proportionaler Flächenrenaturierung gekoppelt wird – existiert.
- Die Notwendigkeit für sofortiges kollektives Handeln ist gegeben, der Weg zu einer nachhaltigen Rohstoffwirtschaft ist hierbei klar und beinhaltet u.a.:
- Einführung geschlossener Kreislaufsysteme im Bergbau
- Verpflichtende Renaturierungsbürgschaften auf wissenschaftlicher Basis
- Geospatiales Community-Monitoring zur Einhaltung von Auflagen
- Dennis Pulimittathu | Kursleitung
G20-GLI UNCCD / FZN - Dr. Alexey Alekseenko | Kursleitung
UNU-FLORES - Theresa Jansen van Rensburg | Kurskoordinatorin
LaRSSA - Hlumelo Marepula | Kurskoordinator
LaRSSA - Konrad Krüger | Kurskoordinator
LaRSSA
Exkursion 1: DRD Gold – Carletonville (Gauteng)
Die erste Befahrung führte die Teilnehmer zur DRD Gold, einer Firma im Bereich des Surface Mining, die alte Tailings Storage Facilities (TSFs) aufarbeitet, um das verbliebene Gold zu extrahieren. Das Besondere an DRD Gold ist ihre Methode, alte TSFs zu recyclen und das restliche Gold zurückzugewinnen, was gleichzeitig zur Wiederherstellung der Landschaft beiträgt.
Ein wichtiger Bestandteil des Besuchs war die Besichtigung einer neuen Regional Tailings Storage Facility (RTSF), bei der innovative Techniken zur Lagerung und Aufbereitung von Bergbauabfällen genutzt werden. Weitere TSFs wurden besichtigt, um die Fortschritte und Techniken zur Umweltwiederherstellung nach dem Abbau von Ressourcen näher zu betrachten.
Exkursion 2: Thungela – Mpumalanga Coal Field
Der zweite Besuch führte die Gruppe zu Thungela, einem Dienstleister im Bereich der Renaturierung im Mpumalanga Coal Field. Hier wurde über die Vorgehensweisen zur Rekultivierung von Kohleabbauflächen – mit besonderem Fokus auf nachhaltige Renaturierungsmaßnahmen und die langfristigen ökologischen Vorteile dieser Bemühungen –informiert. Ein Stopp entfiel auf die geschichtsträchtige Kromdraai-Mine. Das Unternehmen Thungela zeigte der Gruppe, wie ehemalige Bergbauflächen wieder in natürliche Lebensräume umgewandelt werden können und welche Herausforderungen dabei überwunden werden müssen.
Weitere Informationen
- UNU-FLORES (UNU Institute for Integrated Management of Material Fluxes and of Resources)
- UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification)
- LaRSSA (Land Rehabilitation Society of Southern Africa)
- G20 Global Land Initiative
- UN Decade on Ecosystem Restoration
- POST-MINING LANDSCAPE RESTORATION: Veranstaltungsflyer (PDF)