Passend zu den Temperaturen hat das Forschungszentrum Nachbergbau eine besondere „Summer School“ veranstaltet: Vom 11. Juni bis zum 18 Juni waren Teilnehmer:innen aus dem Kosovo, Mazedonien und Albanien an der THGA zu Gast. Hier tauschten sie sich intensiv über die Herausforderungen aus, die der Bergbau in ihren Heimatländern hinterlässt – von Umweltproblemen bis hin zu sozialen Aspekten. Unter dem Titel „Post-mining Challenges on Former Mining Areas“ gaben die Wissenschaftler:innen des Forschungszentrums Nachbergbau einen Überblick darüber, mit welchen Methoden die Spuren des Bergbaus in Deutschland untersucht und überwacht werden. Gefördert wurde die Summer School vom DAAD im Rahmen des Förderprogramms „Hochschuldialog mit den Ländern des westlichen Balkans 2023“.
Neben Workshops zu Themen des Nachbergbaus und der Bergbauschließung besuchte die Gruppe auch viele Orte im Ruhrgebiet, die den Strukturwandel und technische Herausforderungen nach dem Kohleausstieg verdeutlichten – und zwar über und sogar unter Tage. Das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum, der Nordsternpark in Gelsenkirchen und die Zeche Ewald in Herten boten gute Beispiele zu den Themen Bergbaukultur und Strukturwandel. Beim Besuch der Grubenwasserleitwarte in Herne wurden die Teilnehmer:innen unter fachlicher Begleitung von Andreas Koschare (K-SG-NM) und Dr. Katharina Telenga (V-WH-SK) über die Aktivitäten der RAG AG im Nachbergbau informiert. Im Fokus standen dabei die geplanten Maßnahmen und Konzepte für den Umbau der Wasserhaltung und das Risikomanagement im Alt- und Nachbergbau. Auch Nachhaltigkeitsaspekte und der Weg hin zu einer gelungenen Sanierung und Renaturierung ehemaliger Bergbauregionen wurden diskutiert.
Studierende und Lehrende der Universitäten Isa Boletini (Kosova), Goce Delcev (Nordmazedonien) sowie der Polytechnischen Universität Tirana (Albanien) nahmen an der Summer School des FZN teil.
„Da auch im Nachbergbau unser Ziel „Vision Zero“ ist – das heißt vollkommen unfall- und gefahrenfreies Arbeiten – begann der Tag mit dem Thema Arbeitssicherheit“, erzählt Andreas Koschare von der RAG, der selbst Nachbergbau an der THGA studiert hat. „Im Schulungsraum der Grubenwehr gaben wir eine ausführliche Sicherheits- und Sauerstoffselbstretter-Unterweisung, sowie Informationen zu unserem Rettungswerk.“
An der Zeche Heinrich in Essen-Überruhr hatte die Exkursionsgruppe dann exklusiv die Möglichkeit, an einer Grubenfahrt teilzunehmen. Die Zeche ist einer von sechs verbleibenden zentralen Standorten für die Wasserhaltung – hier wird auch künftig das anfallende Grubenwasser mit großen Pumpen aus der Tiefe gehoben und in die Ruhr eingeleitet. Bei der Grubenfahrt lernten die Teilnehmer:innen alle Belange der konventionellen Wasserhaltung bis zum späteren Monitoring kennen. „Aber auch die physische Belastung der Arbeit unter Tage wurde ihnen deutlich“, sagt der erfahrene Bergmann Koschare. Zusätzlich erhielt die Gruppe interessante Einblicke in die Geologie des Ruhrtals, den Stollenbergbau aus alten Zeiten und die noch heute funktionierende Entwässerung dieser Bereiche durch Erbstollen.
Am Standort Carolinenglück ging es abschließend um die künftige Grubenwassertechnik mittels Brunnen- und Tauchpumpen. Die Teilnehmer:innen der Summer School erhielten einen Einblick, wie der Umbau der Schächte zu Brunnen- bzw. Sicherungsstandorten geplant und durchgeführt wird.