21. Altbergbaukolloquium auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein

By 10. November 2023Veranstaltung

Grubenwasser, Risikomanagement, Monitoring – wenn der Bergbau geht, hinterlässt er vielfältige Aufgaben. Wie man verantwortungsvoll mit ihnen umgeht, stand jetzt im Mittelpunkt des 21. Altbergbaukolloquiums am 09.-10. November 2023 auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein in Essen. Rund 500 Fachleute aus ganz Deutschland kamen an dem industriegeschichtlich bedeutenden Ort zusammen, um sich in den Bereichen Geotechnik, Markscheidewesen, Bergbau, Geologie und Bauingenieurwesen auszutauschen. Dabei ging es vor allem um die wichtige Frage: Wie sieht eine Zukunft nach dem Bergbau aus? Ausrichter der Fachtagung war dieses Mal das Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA).

„Das Altbergbaukolloquium ist eines der wichtigsten Austauschformate für Expertinnen und Experten, die sich mit den Nachbergbauaufgaben befassen und diese als Chance begreifen“, sagte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, bei der Eröffnung der Tagung. „Eine wissenschaftliche Begleitung der technischen Prozesse des Nachbergbaus sowie gut ausgebildete Fachkräfte für diesen Bereich sind essenziell, um sowohl das Ruhrgebiet als auch Bergbaugebiete weltweit als lebenswerte Regionen zu gestalten.“

„Der stetige Rückgang bei der Gewinnung fossiler Brennstoffe richtet den Fokus auf den auslaufenden Bergbau und die daraus resultierenden Aufgaben der Nachbergbauzeit“, ergänzte Heinrich Böckelühr, Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg. „Als Beispiel sind hier der geplante Grubenwasseranstieg in den Steinkohlenrevieren des Landes oder die Neunutzung ehemaliger Bergbauflächen für die Weiterentwicklung des Industrielandes NRW zu nennen. Dazu gehört auch der Ausbau der Geothermie und der Untergrundspeicherung.“

Das UNESCO-Welterbe Zollverein wurde darum ganz bewusst als Tagungsort ausgewählt „Es ist eine wichtige Landmarke und Identitätsstifter für die ganze Region“, sagt Prof. Dr. Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau in Bochum. „Von hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die Hinterlassenschaften des Bergbaus zu erkunden und innovative Ideen für ehemalige Bergbauregionen zu entwickeln. Und für uns als Forschende ist es sogar ein überdimensionales Reallabor.“ Aktuell führt das Forschungszentrum Nachbergbau gleich mehrere Projekte auf dem ehemaligen Zechengelände durch.

Wie anwendungsnah die aktuellen Forschungsthemen sind, zeigte sich auch an dem vielseitigen Vortragsprogramm des 21. Altbergbaukolloquiums. Hierin ging es u. a. um den nachhaltigen Umgang mit Grubenwasser, die zunehmende Digitalisierung im Alt- und Nachbergbau, den Einfluss des Klimawandels sowie um konkrete Sanierungskonzepte für alte Schächte, Halden oder ganze Industrieanlagen.

Eine Begehung der aktuellen Schachtbaustelle auf Zeche Zollverein rundete das Tagungsprogramm ab. Die ehemals förderstärkste Zeche Europas, die 1986 die Förderung einstellte und heute sowohl Wirtschafts-, Bildungs- als auch Kulturstandort ist, wird bis 2024 zum Sicherungsstandort umgebaut und ist eine wichtige Stütze des Grubenwasserkonzepts – hier werden künftig keine Menschen mehr nach Untertage fahren können, sondern nur noch Pumpen ihre Arbeit verrichten. In kleinen Gruppen erhielten die Teilnehmenden seltene Einblicke in die laufenden Prozesse und erfuhren alles Wissenswerte zu den Heraus- und Anforderungen des Umbaus.

 

 

Diskutieren die zukünftige Rohstoffwelt (v.l.n.r.): Dr. Henning Mohr von der RAG-Stiftung, Prof. Dr. Oliver Langefeld von der TU Clausthal, Moderatorin Jeanette Kuhn, Andreas Welz von der Bezirksregierung Arnsberg und Ulrich Wessel, Geschäftsführer der DMT-LB.

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