Viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen trotz tausender Kilometer Entfernung zwischen dem Ruhrgebiet und Südkorea münden in einer neuen, starken Partnerschaft. Bei dem Besuch der Delegation um den Politiker Kim Jin-tae, Gouverneur der stark vom Bergbau geprägten Provinz Gangwon im Nordosten Südkoreas, schlossen FZN und DMT-LB ein Kooperationsabkommen mit dem Coal Mining Area Development Support Center vom Gangwon Research Institute.
Ähnliche Zukunftsaufgaben und Herausforderungen, Jahrzehnte der Erfahrung im Nachbergbau und Strukturwandel im Ruhrgebiet und der Wunsch nach einer starken Partnerschaft sowie kontinuierlichem wissenschaftliche Austausch führten eine südkoreanische Delegation aus der Provinz Gangwon am 27. Juni 2025 nach Bochum. Während des Besuchs lernte die rund 20 Personen starke Delegation des Politikers Kim Jin-tae in Begleitung südkoreanischer Medien das FZN und das Ruhrgebiet kennen. Mit großem Interesse blickten die Gäste darauf, wie Strukturwandel und Nachbergbau hier gelebt wurde – und weiterhin gelebt wird.
Für dieses große Interesse am Strukturwandel im Ruhrgebiet gibt es auch einen zeitlichen Anlass:
Mit den unmittelbar folgenden Schließungen von Zechen wird in Südkorea die langjährige Ära des Steinkohleberbaus Platz für neue wirtschaftliche Modelle machen müssen, die gleichermaßen Ökonomie, Ökologie, Soziales, aber auch Tourismus und kulturelle Nutzungsmöglichkeiten berücksichtigen. Besonders verdeutlicht wird dieser Zeitenwechsel mit der Schließung der Mine Jangseong in Gangwon, die als gößte Kohlemine Südkoreas über Jahrzehnte eine Vielzahl an Arbeitsplätzen garantierte.
Viele Gemeinsamkeiten und einende Themen
Bei der Begrüßung im Deutschen Bergbau-Museum stellte Ulrich Wessel (Mitglied der Geschäftsführung der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung) fest: „Es gibt ganz viele Themen, die uns einen!“
Dieses betrifft nicht nur Zukunftsaufgaben, die nachbergbaulichen Herausforderungen und die Bergbautraditionen beider Staaten, sondern auch ein eher unbekanntes Kapitel deutscher Gastarbeitergeschichte. Gouverneur Kim Jin-tae verwies so in seiner Rede auf die Arbeitsmigration aus Südkorea in die BRD. Durch ein Anwerbeabkommen gelangten tausende südkoreanische Männer in deutsche Bergwerke, während Südkoreanerinnen vornehmlich in Krankenhäusern eine neue Arbeit aufnahmen.
Besonders großes Interesse hatten der Gouverneur und seine begleitende Delegation aus Politik und Verwaltung an diesen Themen:
- Austausch von Wissen über die Entwicklung alternativer Industrien, zur Tourismusförderung, Wiederherstellung von Umwelt in ehemaligen Bergbaugebieten auf nationaler und lokaler Regierungsebene
- Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen (Entwicklung von Beschäftigungsprogrammen, Schulungen und Bildungsinitiativen)
- Verwaltung und Förderung von Archiven zum kulturellen Erbe des Bergbaus
- Austausch von Forschungsergebnissen zur Umstellung auf erneuerbare Energien für eine saubere Stadtentwicklung
Das Ruhrgebiet als Lern- und Inspirationsort für den Strukturwandel
Nach der herzlichen Begrüßung der südkoreanischen Delegation durch FZN-Direktor Prof. Christian Melchers, Ulrich Wessel (Geschäftsführung der DMT-LB), Julia Haske (FZN-Forschungsschwerpunkt Land-Use & Transition) und Dennis Pulimittathu (Fachbereich Internationalisierung und Partnerschaften des FZN) wurde direkt das große Interesse am Knowhow des FZN als auch an der Entwicklung des Ruhrgebiets nach dem Aus des Bergbaus deutlich.
Julia Haske stellte in einer Präsentation sowohl das FZN – als auch wie das Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet abgewickelt wurde – vor. Die kulturelle und touristische Nachnutzung von Zechen bzw. Zechengeländen, wie sie Julia Haske an konkreten Beispielen wie dem UNESCO-Welterbe Zollverein und der Route der Industriekultur anschaulich schilderte, sorgten für großes Interesse bei den Gästen aus Gangwon. Ebenso aufmerksam verfolgte die Delegation Bezugnahmen zur Energiewende, geothermischer Nutzung von Grubenwasser, neuer Digitalwirtschaft und Ressourcennutzung.
Stärkerer Austausch und mehr Zusammenarbeit mit dem Gangwon Research Institute
Noch vor der feierlichen Unterzeichnung des „Memorandum of Understanding“, der Absichtserklärung zu verstetigtem und engem Austausch zwischen FZN und dem Gangwon Research Institute, zeigten die südkoreanischen Gäste in einer Präsentation sowohl ihren Status Quo im Bergbau, Fakten zu der Provinz Gangwon, als auch die Ziele nach dem nun folgenden Rückzug aus der Steinkohleförderung. Dabei kamen Dekarbonisierung und Umweltziele, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, als auch konkrete Pläne zu einer neuen Wasserstoff- und Methaninfrastruktur zur Sprache.
Große Freude über das Partnerschaftsabkommen: v.l. Kim Si Sung (Vorsitzender des Provinzialrats des Bundesstaates Gangwon), Kim Jin-tae (Gouverneur der Provinz Gangwon), Moon Kwan Hyun (Vorsitzender des Planungs- und Betriebsausschusses des Provinzrats von Gangwon) Ulrich Wessel (Geschäftsführung der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH), Lim Jae Young (Direktor des Coal Mine Area Development Support Center des Gangwon Research Institute), Prof. Christian Melchers (Direktor Forschungszentrum Nachbergbau)
Als feierlicher Abschluss, gefolgt von der beidseitigen Übergabe von Geschenken, folgte die Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen FZN / DMT-LB und dem Coal Mine Area Development Support Center in thematisch passender Kulisse im Deutschen Bergbau-Museum. Mit der Unterzeichnung wird nun ein verstetigter Kontakt und das Ziel von gemeinsamen Forschungsprojekten, Kooperationen in der Lehre, gemeinsamen Veranstaltungen und Austauschprogrammen verbindlich festgehalten.
Fotos: Christian Teichmann / FZN
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