
An gemeinsamen Erlebnissen, intensiver Zusammenarbeit und Wissenszuwachs bestand wahrlich kein Mangel, als die von FZN-Wissenschaftlerin Dr.-Ing. Tansel Dogan organisierte REMINDNET-Training School vom 24. – 28. Juni an der THGA stattfand. Mit Teilnehmer:innen aus der Türkei, der Tschechischen Republik, Finnland, Italien, Nordmazedonien, UK, Bosnien Herzegowina, Marokko, Serbien, Bulgarien, Frankreich, Estland sowie Deutschland waren zahlreiche Partneruniversitäten vom Alt- und Nachbergbau-Netzwerk REMINDNET zu Gast im Ruhrgebiet. Als Fortbildungsveranstaltung mit dem Titel „Neueste Sanierungs-, Rehabilitations- und Überwachungstechniken und ihre Anwendung auf die Hinterlassenschaften der Rohstoffgewinnung“ für Doktorand:innen und junge Forscher:innen konzipiert, wurden bewährte aber auch innovative Methoden zur Sanierung und Renaturierung von (Alt-) Bergbaugebieten vorgestellt. Für einen globaleren Blick – schließlich sind die Herausforderung von Land zu Land teils sehr unterschiedlich – wurden virtuelle Rundgänge durch die zumeist europäischen Staaten gemacht und jeweilige Lösungsmöglichkeiten analysiert.
Die REMINDNET-Training School ermöglichte dabei hervorragenden internationalen wie praxisnahen Austausch, der multiperspektivisch auf den Nachbergbau blickte und hierzu modernste Technologien (z.B. im Geomonitoring) mit in das Programm aufnahm. Hierzu wurden sowohl Fallstudien von Teilnehmer:innen zur Fernerkundung einer Bergbaufolgelandschaft durch QGIS und der Google Earth Engine, als auch mit verschiedenen Drohnen des FZN elementar wichtige und vielseitig einsetzbare technische Mittel zum Geomonitoring vorgestellt.
Der praktische Teil umfasste auch gemeinsame Exkursionen im Ruhrgebiet, wo die Transformation des Ruhrgebietes vor Ort erlebt wurde. Zum Exkursionsprogramm für die internationalen Gäste zählte das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum, die Zeche Ewald mit ihren heutigen Nutzungsformen im Bereich der Naherholung und im Eventbereich, sowie der Nordsternpark in Gelsenkirchen. Darüber hinaus erarbeiteten die Teilnehmenden im Team innovative Ansätze zur Umnutzung von Bergbaufolgelandschaften – mit Fokus auf Praxisbeispiele und lokale Wertschöpfung.
Mit der Vergabe der Teilnahmezertifikate und einer Diskussionsrunde am 28. Juni endeten intensive Tage, die von produktiven Ideensammlungen wie offenem Austausch geprägt waren. Die Training School bewies dabei nicht nur die Relevanz der Thematik (von ökologischen zu sozialen, wirtschaftlichen, politischen und juristischen Aspekten des Nachbergbaus), sondern auch warum der länderübergreifende Ansatz von REMINDNET so wertvoll in der multinationalen Lösungsfindung und Lehre ist.


Im Rahmen des laufenden COST-Projekts „REMINDNET“, das bis Ende 2027 läuft, sind insgesamt vier Training Schools geplant. Dr.-Ing. Tansel Dogan – Organisatorin und Dozentin der ersten Training School – betonte: „Die erste Veranstaltung war ein voller Erfolg und zeigt auf beste Weise, wie Internationalisierung in der Wissenschaft funktioniert! Es waren intensive und produktive Tage mit einem großartigen Team, in denen alle Beteiligten aus 15 verschiedenen Institutionen und 22 Herkunftsländern vom reichen Erfahrungsschatz der Teilnehmer:innen profitieren konnten. Ich freue mich sehr, dass unsere REMINDNET-Familie weiter wächst.“
Das Ziel von REMINDNET: Gefährdungen für Mensch und Umwelt minimieren
Weltweit – und somit auch in vielen Regionen Europas – gibt es zahlreiche Hinterlassenschaften des Bergbaus, von denen Gefährdungen für Mensch und Umwelt ausgehen können. Unsachgemäß geschlossene oder verlassene Bergwerke stellen somit für Regierungen, Gemeinden und Bergbauunternehmen ein schwieriges Erbe dar. Sowohl die Schließung aktueller Bergwerke als auch ehemalige Bergwerke erfordern fundierte Kenntnisse und Methoden, um eine erfolgreiche Sanierung zu gewährleisten. Jedoch fehlt es häufig an entsprechendem Wissen und Praktiken beim Umgang mit diesen Altlasten und den komplexen Herausforderungen, die auf die Zeit nach dem aktiven Bergbau folgen.
Daher haben sich Natur-, Geo-, Ingenieur-, Sozial- und Geisteswissenschaftler:innen sowie Ökonom:innen aus Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Expert:innen aus Behörden, Unternehmen und NGOs zu dem pan-europäischen Netzwerk REMINDNET – REcovery MINing District NETwork zusammengeschlossen, um den internationalen Wissensaustausch zu fördern und eine gemeinsame Forschungsagenda für den Umgang mit den Hinterlassenschaften der Rohstoffgewinnung zu entwickeln.
Ein zentrales Tool hierzu ist die Entwicklung einer europäischen Datenbank für Bergbau-Altlasten, die den derzeitigen Rechtsrahmen, die Verwaltungsstrukturen und die Bewirtschaftungsansätze länderübergreifend vergleicht. Mit der Nutzung der Datenbank sollen Bergwerks- und Regulierungsbehörden sowie Finanzinstitute unkompliziert auf wertvolle Anregungen und Informationen für ein sozial ausgewogenes und umweltfreundliches Management von bergbaubedingten Altlasten zugreifen können.
Das Programm der REMINDNET Training School Bochum
Tag 1
- Eröffnung der Sommerschule, Vorstellung des REMINDNET-Projekts, Kennenlernen, Präsentationen der Studierenden
- Minenschließung und Renaturierung im Bergbau – Dr. Stefan Möllerherm
- Prozess der Rekultivierung und Sanierung in der Tschechischen Republik – Dr. Jindřich Šancer
- Post-Mining als Chance zur Erlangung der sozialen Betriebsgenehmigung (MineHeritage-Projekt) – Dr. Veiko Karu
- Post-Mining Transition im Ruhrgebiet – Dr. Tansel Dogan
- Besuch des Deutschen Bergbau-Museums
Tag 2
- Exkursion: Zeche Nordstern
- Exkursion: Zeche Ewald
Tag 3
- Bewältigung von Bergbaufolgeschäden – Dr. Marwan Al Heib
- Vom Weltraum zum Standort: Fernerkundungsmethoden für die Umweltüberwachung in Bergbaufolgelandschaften – Dr. Vancho Adjiski
- Von Pixeldaten zur Praxis: Fernerkundungsfallstudie einer Bergbaufolgelandschaft – Dr. Vancho Adjiski
- Fortschrittliche Überwachung von Bergbaufolgelandschaften – Dr. Stefan Möllerherm
- Stabilitätsfallstudie: Überwachung der unterirdischen Sandmine in Estland – Dr. Veiko Karu
- Fallstudien im Management von Gefahren nach dem Bergbau – Dr. Marwan Al Heib
Tag 4
- Umfassender Überblick über die Dry Stack Tailings Technologie – Dr. Erol Yilmaz
- Nicht-invasive, Nahezu-Echtzeit-Überwachung der strukturellen Gesundheit von Tailings-Einrichtungen: Ein Fall in Finnland – Dr. Raul M Canales
- Rechtliche Aspekte von Minenschließung mit Beispielen aus verschiedenen Ländern – Dr. Marwan Al Heib / Dr. Tansel Dogan / Dr. Veiko Karu
- Finanzierung der Rekultivierung und Bewirtschaftung von Bergbau-Altlasten – welche Praxis hat sich weltweit bewährt? – Dr. Raul M Canales
- Nutzung von stillgelegten Minen und Möglichkeiten zur Nutzung von Oberflächeninfrastruktur und Brachflächen – Dr. Jindřich Šancer
- „Wie kann man Bergbaugebiete und die dortige Infrastruktur wiederverwenden?“ – Dr. Veiko Karu
Tag 5
- Umwelt-Sanierung nach ISL-Uranbergbau in der Tschechischen Republik – Fallstudie und Film
- Gruppenarbeit: Post-Mining-Beispiele aus anderen Ländern basierend auf der REMINDNET-Datenbank – Dr. Vancho Adjiski
- Praktische Arbeit mit Drohnen – Dr. Marcin Pawlik / Hernan Flores
- Abschlusszeremonie mit Diskussionsrunde
- Besuch der ExtraSchicht (optional)
Kontakt

Dr.-Ing. Tansel Dogan
Forschungszentrum Nachbergbau
Herner Straße 45
44787 Bochum
Gebäude 2, Raum 209
Telefon 0234 968 3227
Mail tansel.dogan@thga.de