European Coal in Transition: Reise nach Katowice intensiviert starke deutsch-polnische Beziehungen

Herzlicher Empfang in Katowice: Ulrich Wessel (Mitglied der Geschäftsführung der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH), Julia Haske (Leiterin für Land Use & Transition am FZN), Alicja Krzemien (Mining Professor für GIG, Präsidentin EURACOAL) & Jaroslaw Zagorowski (Direktor GIG)

Überaus wertschätzend und gewinnbringend war die Reise von Ulrich Wessel (Mitglied der Geschäftsführung der DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH) und FZN-Wissenschaftlerin Julia Haske (Forschungsschwerpunkt Land use & Transition) zu unseren östlichen europäischen Nachbarn in die Woiwodschaft Schlesien. Zu einem gemeinsamen fachlichen Austausch und Gesprächen zur Zusammenarbeit in internationalen Projekten gesellte sich das bedeutende Event „European Coal in Transition: From an industrial legend to cutting-edge research for the future”.

Beim Besuch des GIG (Glowny Instytut Gornictwa) am 14. Mai konnten die Beziehungen von FZN zu dem polnischen Bergbauinstitut weiter vertieft werden. Das GIG, im internationalen Kontext auch als „Central Mining Institute“ bekannt, ist eine der führenden Forschungseinrichtungen im Bereich des Bergbaus sowie der damit verbundenen Umwelt- und Sicherheitsfragen und blickt auf eine lange Geschichte zurück. So feiert das GIG – mit Katowice in einer bedeutenden Stadt für die Kohleindustrie in Polen gelegen – im Juni 2025 bereits den 100. Geburtstag.

Herzlich empfingen Alicja Krzemien (Mining Professor für GIG, Präsidentin EURACOAL), Jaroslaw Zagorowski (Direktor GIG), Jan Bondaruk (Deputy Direktor for Environmental Engineering and Post-Mining GIG) und Jaroslaw Zuwala (Deputy Direktor R&D, Institute of Energy and Fuel Processing Technology) die deutschen Gäste Julia Haske und Ulrich Wessel in der von Kohle- und Stahlindustrie geprägten Woiwodschaft Schlesien.

Dass das GIG beim Zusammentreffen mit großem Interesse auf das Know-how und den Erfahrungsschatz des FZN und die Ruhrregion blickt ist naheliegend: Schließlich wird auch Polen in den nächsten Jahren starke Transformationsprozesse durchlaufen und ist stark an den Erfahrungen mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet interessiert. Dies beinhaltet neben ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten auch die kulturelle Nachnutzung und den Erhalt von Industriekultur. Ebenso großes Interesse zeigten die polnischen Partner:innen bei der Schilderung der Herangehensweise und Verantwortung der RAG-Stiftung im Nachbergbau der deutschen Steinkohlereviere (Ruhr, Saar und Ibbenbüren). Der Wandel dieser wichtigen Industrieregion ist in Polen jedenfalls im vollen Gange. Bereits jetzt sind durch Schließungen von Bergwerken und Industrieanlagen in Schlesien ähnliche Prozesse wie in Deutschland zu verzeichnen, die sich z.B. durch eine Verlagerung von Jobs vom Bergbau hin zur IT äußern.

Regionen im Wandel und europäische Zusammenarbeit

Am zweiten Tag des Besuchs, dem 15. Mai, fand das Event „European Coal in Transition: From an industrial legend to cutting-edge research for the future“ vom Research Fund for Coal and Steel (RFCS) statt, das innovative Ansätze zur technologischen Forschung in der Kohleindustrie präsentierte. Gemeinsam von EURACOAL und der Europäischen Exekutivagentur für Forschung organisiert und unterstützt vom polnischen Kokskohleproduzent Jastrzębska Spółka Węglowa, fand die Veranstaltung im Carbonarium, 50 Kilometer südwestlich von Katowice, statt. Bei dem Carbonarium handelt es sich um einen multifunktionellen Ausstellungsort bzw. Museum, das Wissen zum Kohlebergbau vermittelt.

Ziel der Veranstaltung war es, die Auswirkungen von Projekten, die vom EU-Forschungsfonds für Kohle und Stahl (RFCS) unterstützt werden, auf den nachhaltigen Übergang der europäischen Kohleregionen hervorzuheben und das Bewusstsein für die wichtige Rolle des Fonds beim regionalen Übergang zu den Zielen des europäischen Green Deal zu schärfen. Der europäische Grüne Deal (European Green Deal, EGD) ist ein EU-Maßnahmenpaket, mit dem erklärten Ziel, dass die EU bis 2050 klimaneutral werden soll.

Der Verbund von ökologischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen bzw. Perspektiven für Gebiete des Kohlebergbaus nach den Zechenstilllegungen wurden in dem Veranstaltungsteil beleuchtet, der konkret RFCS-Projekte zur Nach- / bzw. Neunutzung von Kohlebergbauregionen beinhaltete. FZN-Wissenschaftlerin Julia Haske stelltehierzu das kürzlich bewilligte Projekt „Raising awareness of small local communities in the process of coal mining transition“ (RAISING) vor. Dabei wurden analog zur Projektausrichtung von RAISING in der Diskussion die Partizipation der lokalen Communities sowie Stakeholder in Transformationsprozessen als besonders wichtig erachtet. Zu dem laufenden RFCS-geförderten Projekt Green JOBS und dem bereits abgeschlossenen Projekt TRIM4Post-Mining wurden den Teilnehmer:innen mit „CRMs Data Space“ und „MEMO (Methane Monitoring of abandoned coal mines)“ bereits zukünftige Projekte vorgestellt.

Das auch von Seiten der polnischen Politik hochkarätig besetzte Event bewies: Die für viele Regionen in Europa relevante Fragestellung zum „Wohin“ nach dem Bergbau, die Frage, wie man die Zukunft sozioökonomisch als auch in Bezug auf Ökologie positiv gestaltet, ist und bleibt hochaktuell. Ebenso verdeutlichte die Reise nach Katowice die starken Bestrebungen und Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Transformation der Kohleindustrien in Europa.

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