Ein Schritt zur nachhaltigen Transformation und Klimaanpassung: FZN und UNU-FLORES unterzeichnen globales Rahmenabkommen

By 17. Oktober 2025Neuigkeit

Foto: UNU-FLORES

Das Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen Hochschule Georg Agricola und das Institut für integriertes Management von Materialflüssen und Ressourcen (UNU-FLORES) der Universität der Vereinten Nationen haben ein globales Rahmenabkommen unterzeichnet, um die internationale Zusammenarbeit in den Feldern der nachhaltigen Stilllegung von Bergwerken, der Landnutzung und Klimaanpassung zu stärken.

Die Unterzeichnung fand während eines hochrangigen Besuchs einer brasilianischen Delegation statt, der von UNU-FLORES in Zusammenarbeit mit der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) organisiert wurde. Der Delegation gehörten Vertreter des brasilianischen Ministeriums für Bergbau und Energie und der Nationalen Bergbaubehörde (ANM) sowie deutsche Partner wie die BTU Cottbus-Senftenberg, das Forschungsinstitut für Bergbau (FIB) in Finsterwalde, Brandenburg, und die TU Bergakademie Freiberg an. Die Veranstaltung bot dabei eine hervorragende Gelegenheit zum Austausch sowie der Zusammenführung von Strategien für die nachhaltige Landnutzung nach dem Bergbau und den sozioökonomischen Wandel – verbunden mit Besichtigungen vor Ort in den Lausitzer Kohlefeldern.

Vom Kohleerbe zur globalen Führungsrolle

Die deutschen Regionen Ruhrgebiet und Lausitz, die einst von Kohle und Schwerindustrie geprägt waren, haben einen der tiefgreifendsten Wandlungsprozesse der modernen Geschichte durchlaufen. Vom Grubenwassermanagement bis hin zu Erneuerungs- und Wandelsprozessen in der Bevölkerung und der ökologischen Sanierung haben diese Regionen gezeigt, dass der Kohleausstieg eine neue, nachhaltige Zukunft schaffen kann.

Im Zentrum dieser Expertise steht das FZN, das nun durch eine strategische Zusammenarbeit mit UNU-FLORES seine Reichweite weltweit weiter ausbaut. Gemeinsam werden die Institutionen die jahrzehntelange deutsche Erfahrung in globale Rahmensetzungen einfließen lassen und so sicherstellen, dass keine Bergbauregion zurückbleibt und die lokalen Akteure zu Architekten ihrer eigenen nachhaltigen Transformation werden.

„Die Regionen Ruhrgebiet und Lausitz sind der lebende Beweis dafür, dass Transformation möglich ist“, sagt Dennis Pulimittathu, Chief Strategy Officer für internationale Zusammenarbeit des FZN. „Durch diese Partnerschaft setzen wir unsere gelebte Erfahrung in globale Zusammenarbeit um und helfen Ländern dabei, ihre tatsächlichen Herausforderungen zu identifizieren und maßgeschneiderte Lösungen zu finden, die Bergbauregionen nicht nur wiederbeleben, sondern auch heilen.“

Fotos: UNU-FLORES

Exkursion in das Lausitzer Bergbaugebiet

Auch praktische Einblicke durften nicht fehlen: Während des Besuchs der brasilianischen Delegation führte die FZN gemeinsam mit UNU-FLORES und LMBV eine ausführliche Exkursion durch das Lausitzer Bergbaugebiet durch. Dabei konnten die Teilnehmer aus erster Hand beobachten, wie Deutschland die technischen, ökologischen und sozialen Dimensionen der Umgestaltung im Nachbergbau bewältigt hat – von Bergbauwasseraufbereitungsanlagen und der Stabilisierung von Grubenseen bis hin zu renaturierten Landschaften und neuen regionalen Entwicklungszentren.

Die Delegation diskutierte dabei die verschiedenen Governance-Modelle und Prozesse zur Einbindung von Interessengruppen und Finanzierungsmechanismen, die den erfolgreichen Wandel in Deutschland ermöglicht haben. Dieser praxisorientierte Austausch lieferte den brasilianischen Expert:innen konkrete Erkenntnisse für die Anpassung der Rahmenbedingungen an ihre eigenen Bergbauregionen (z.B. Minas Gerais, Pará,Santa Catarina).

Foto: Dennis Pulimittathu

Scoping-Missionen: Vom Verständnis zum Handeln

Im Rahmen des neuen globalen Rahmenabkommens werden FZN und UNU-FLORES auf Anfrage gemeinsame Scoping- und Erkundungsmissionen durchführen, um die realen Herausforderungen beim Wandel von Bergbauregionen zu identifizieren.

Diese Missionen werden wissenschaftliche Analysen, den Dialog mit der Bevölkerung und politische Konsultationen zusammenführen, um integrierte Lösungen für Probleme wie Bodeninstabilität, Grundwasserrückgewinnung, Kontaminationsmanagement und sozioökonomische Wiederbelebung zu entwickeln. Durch die Kombination von Daten vor Ort, institutioneller Kartierung und partizipativen Ansätzen wollen die beiden Institutionen Erkenntnisse in gezielte, umsetzbare Übergangsstrategien umwandeln. Dieser Ansatz positioniert FZN und UNU-FLORES als praktische Thinktanks, die in der Lage sind, eine Brücke zwischen Wissenschaft, Governance und lokalen Entwicklungsbedürfnissen zu schlagen.

„Bei unserer Zusammenarbeit geht es darum, Wissen in Transformation umzuwandeln“, betont Julia Haske, Leiterin des Bereichs Land-Use & Transition des FZN. „Indem wir wissenschaftliche Daten mit lokalen Entscheidungsprozessen verknüpfen, unterstützen wir gerechte, inklusive und adaptive Übergänge, die keine ökologischen oder sozialen Schulden hinterlassen. Darüber hinaus ist unser Ansatz pragmatisch und menschenzentriert, denn jede Region ist anders. Unsere Aufgabe ist es, ihre einzigartige Geschichte, ihre ökologische DNA und ihr soziales Gefüge zu verstehen. Nur dann können wir gemeinsam nachhaltige Wege für den Wandel gestalten.“

Vom FZN zum TGÖ: Ein zukunftsorientierter Think Tank für Georessourcen und Geoökologie

Das wachsende internationale Profil des FZN fällt mit seiner institutionellen Umwandlung in das Transformationszentrum für Georessourcen und Geoökologie (TGÖ) zusammen – ein neuer unabhängiger Think Tank, der im Rahmen des 5-Standorte-Programms des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Das TGÖ mit Sitz im Funkenberg-Quartier in Herne wird künftig ein interdisziplinäres Team von Forscher:innen beherbergen, das sich auf Georessourcen, Grubenwassermanagement, Geomonitoring und ökologische Sanierung in Verbindung mit Transition-Sciences konzentriert.

Diese Umwandlung stärkt die Rolle des FZN als globales Kompetenzzentrum zur Unterstützung von Regionen nach dem Bergbau durch wissenschaftsbasierte Innovationen und Politikberatung. Dieses Wirken wird nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU und mit dem globalen Süden und Norden in einer globalen Ausrichtung erfolgen.

Eine gemeinsame globale Mission

Die Zusammenarbeit zwischen FZN | THGA und UNU-FLORES vereint zwei Institutionen, die eine gemeinsame Überzeugung teilen: dass die Transformation nach dem Bergbau und die Anpassung an den Klimawandel wesentliche Säulen der globalen Nachhaltigkeitsagenda sind. „Mit diesem Rahmenwerk bewegen wir uns entschlossen von der Renaturierung zur Transformation“, sagte Ulrich Wessel, Geschäftsführer von DMT-LB, der Muttergesellschaft von FZN | THGA. „Durch die Kombination der jahrzehntelangen Erfahrung aus den Bergbauregionen Deutschlands mit der globalen Reichweite und der politischen Schnittstelle von UNU-FLORES befähigen wir Länder, ihr Bergbauerbe in Vermögenswerte umzuwandeln. Für die Menschen, für die Natur und für den Planeten. Diese Partnerschaft spiegelt das Engagement von DMT-LB wider, angewandte Wissenschaft und praktische Lösungen voranzutreiben, die einen gerechten und nachhaltigen Wandel weltweit unterstützen.“

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